Heiliges Jahr

Heilige Jahre nennt man auch Jubeljahre, und sie kommen… naja, du ahnst es… nur alle Jubeljahre vor, weil sie im Sinne des Wortes eben genau dasselbe sind.

Diese Jubeljahre sind ein Bestandteil der katholischen Kirchenlehre, und sie werden vom Papst verkündet.

Das erste Heilige Jahr fand 1300 statt, und fortan vergingen meist mehrere Jahrzehnte bis zum nächsten.

In einem solchen Heiligen Jahr kann der in Rom ankommende Pilger einen vollkommenen Ablass zeitlicher Sündenstrafen erhalten.

Pilgerpass

Was genau ist das? Dafür müssen wir kurz ausholen:

Die katholische Kirchenlehre unterscheidet zwischen den Sünden und den zugehörigen Sündenstrafen.

Von den Sündenstrafen gibt es wiederum zwei Arten. Da sind einerseits die ewigen Sündenstrafen, also die Höllenstrafe und der Verlust des ewigen Lebens. Und andererseits es gibt es die zeitliche Sündenstrafen, die einem die Kirche unter bestimmten Umständen wieder erlassen kann.

Die Kirche war lange Zeit der Versuchung erlegen, aus diesem Monopol Profit zu machen. So war der Verkauf von Ablassbriefen einer der Hauptgründe für Martin Luther die katholische Kirche zu kritisieren und am Ende die Kirche zu spalten. Doch zurück zur Sünde und den Strafen.

In einem Heiligen Jahr werden den Pilgern, die in Rom ankommen (und ein paar weitere Bedingungen erfüllen) sämtliche zeitliche Sündenstrafen erlassen.

Es ist also ein Rabatt-Jahr für Sündenstrafen.

Nun gibt es neben dem Petersdom in Rom noch vier Orte auf der Welt, die ähnliche Heilige Jahre feiern dürfen, und eine dieser Kirchen… du ahnst es… ist die Kathedrale in Santiago de Compostela.

Dort feiert man das sogenannte Heilige Compostelanische Jahr. Es findet nicht so selten und unregelmäßig statt, wie das Heilige Jahr in Rom. Vielmehr ist es etwa alle sieben Jahre wieder soweit, nämlich immer dann, wenn der Namenstag des Heiligen Jakobus auf einen Sonntag fällt. Also der 25. Juli, und das ist in unregelmäßigen Abständen durchschnittlich jedes siebte Jahr der Fall.

Um es sprachlich zu vereinfachen, nennen wir das Compostelanische Heilige Jahr ab hier nur noch Heiliges Jahr. Denn wir reden hier vom Jakobsweg und damit von Santiago de Compostela.

An einem solchen Heiligen Jahr bekommt der Pilger in Santiago also einen vollkommenen Ablass der zeitlichen Sündenstrafen.

Das geschieht freilich nicht von alleine, sondern man muss:

  • römisch-katholisch getauft sein,
  • die Kathedrale besuchen (man muss jedoch nicht unbedingt dorthin gepilgert sein!) und dort einen Gottesdienst besuchen, die Sakramente der Eucharistie (in der Kathedrale) und der Buße (bis zu 15 Tage vor oder nach dem Besuch irgendwo) empfangen,
  • ein Vaterunser beten,
  • das Glaubensbekenntnis sprechen,
  • und ein Gebet sprechen in den beiden Intentionen des Papstes für den entsprechenden Monat.

Das war’s auch schon, und schwupp sind die Sündenstrafen weg.

Während solcher Heiligen Jahre ist in der Kathedrale (ähnlich auch wie in Rom) eine besondere Tür geöffnet, die “Pforte der Vergebung” (“Puerta de Perdón”). Früher war diese Tür zwischen den Heiligen Jahren übrigens zugemauert. Seit 2003 ist es nur noch eine verschlossene Tür aus Bronze, die dann geöffnet wird.

An solchen Heiligen Jahren ist in Santiago und auf dem Jakobsweg… mal ganz salopp gesagt… quasi der Teufel los, und die Pilgerzahlen sind entsprechen hoch.

Wem das noch nicht genug ist, der kann seine Pilgerreise so planen, dass er in einem Heiligen Jahr genau am 25. Juli in Santiago ankommt. Dann ist es nämlich noch voller als voll dort, und manche nennen es “besonders gesellig”.

Der 25. Juli 2021 ist übrigens ein Sonntag, und damit ist 2021 ein solches Heiliges Jahr.

Doch kam es zu Beginn des Jahres 2021 noch zu erheblichen Einschränkungen durch die Pandemie und die Gegenmaßnahmen. Darum hat der Papst das Heilige Jahr kurzerhand verlängert bis zum 31. Dezember 2022.

Wir haben also 2021 ein reguläres und 2022 ein außerordentliches Heiliges Jahr.

Solche außerordentliche Heiligen Jahre gab es schon zwei Mal zuvor. Das erste war 1885 zur Feier des Wiederfindens der (1589 aus Angst vor den Mauren versteckten) Reliquien des Heiligen Jakobus. Und 1938, weil im (Heiligen) Jahr zuvor ein Bürgerkrieg geherrscht hatte, der es vielen Gläubigen unmöglich gemacht hatte nach Santiago zu kommen – ganz ähnlich wie 2021 mit Corona.

Die nächsten regulären Heiligen Jahre werden sein 2027, 2032, 2038, 2049 und 2055.

Die Kathedrale in Santiago hat sich für das Heilige Jahr 2021 übrigens etwas besonders Nettes einfallen lassen, nämlich einen besonderen Pilgerpass für diesen Anlass.

 

Wie immer gilt jeder offizielle Pilgerpass in jedem Jahr, aber diese bunte Sonderpass ist ein schöne Idee, um die Besonderheit des Jahres auch auf bunt gestempeltem Papier mit nach Hause zu nehmen.

Du kannst dir diesen normalen Pilgerpass sowie auch den Sonderpass zum Heiligen Jahr im Shop bestellen. Die Anzahl ist begrenzt, und wir wissen auch noch nicht, ob wir Nachschub aus Santiago bekommen können. Wie Du den Pilgerpass richtig ausfüllst, haben wir hier einmal erklärt.

 

Auf den Ablass deiner Sünden hat er keinen Einfluss, wohl aber kann er dir jahrelang Freude bereiten, wenn du deinen vollgestempelten Pilgerpass nämlich später anschaust und dir dabei denkst “das war im Heiligen Doppeljahr”.

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