Der Fränkisch-Schwäbische Jakobsweg verbindet das fränkische Weinland mit dem schwäbischen Donautal und führt Pilger in elf Etappen von Würzburg nach Ulm. Auf rund 270 Kilometern wandelst du auf historischen Pfaden durch malerische Altstädte, sanfte Flusstäler und über die schwäbische Alb. Dabei erwarten dich kulturelle Highlights wie die Residenzstadt Würzburg, die mittelalterliche Bilderbuchstadt Rothenburg ob der Tauber und das Ulmer Münster mit dem höchsten Kirchturm der Welt. Dieser Weg wurde erst 1999 wiederbelebt und schließt eine Lücke im Jakobswegenetz Deutschlands – am Ziel in Ulm hast du Anschluss an den Oberschwäbischen Jakobsweg, der weiter Richtung Bodensee und letztlich bis nach Santiago de Compostela führt.
Unterwegs weist dir die gelbe Jakobsmuschel auf blauem Grund zuverlässig den Weg. Meist führt der Pfad abseits der Touristenströme durch ruhige Dörfer, Weinberge und Wälder – ideal, um in die Pilger-Tradition einzutauchen und zur Ruhe zu kommen. Nach dem Queren der Flüsse Main, Tauber, Jagst, Kocher und Donau folgt der Weg sanft hügeligen Landschaften. Lediglich der Albaufstieg zwischen dem Dorf Bargau und dem Bargauer Kreuz erfordert etwas Kondition – hier geht es steiler bergauf. Insgesamt ist der Fränkisch-Schwäbische Jakobsweg jedoch auch für Pilger mit moderater Wandererfahrung gut zu bewältigen.
- Start: Würzburg
- Ziel: Ulm
- Distanz: ca. 270 km
- Anstieg: ca. 3000 Hm
- Abstieg: ca. 3000 Hm
- Höchster Punkt: ca. 780 m (Schwäbische Alb)
- Niedrigster Punkt: ca. 170 m (Maintal)
- Dauer: ca. 11 Tage
- Schwierigkeit: Mittel
- Beste Reisezeit: April – Oktober
Inhalte
Etappenübersicht
Etappe 1: Würzburg – Ochsenfurt (21 km)
Du startest an der imposanten Würzburger Residenz und wanderst durch das sonnige Maindreieck. Weinberge und kleine Ortschaften begleiten dich auf dem Weg ins mittelalterliche Ochsenfurt mit seiner gut erhaltenen Stadtmauer.
Etappe 2: Ochsenfurt – Uffenheim (33 km)
Diese längere Etappe führt durch das Gollachtal und vorbei an Feldern und Waldstücken. Du durchquerst ruhige Dörfer wie Gaukönigshofen – hier wartet eine einfache Pilgerherberge – und erreichst schließlich Uffenheim mit seiner barocken Stadtkirche.
Etappe 3: Uffenheim – Rothenburg ob der Tauber (27 km)
Abwechslungsreiche Landschaft und schöne Fernblicke begleiten dich auf dem Weg zur märchenhaften Altstadt von Rothenburg. Der historische Stadtkern mit Fachwerk, Stadtmauer und Plönlein lädt zum Verweilen ein.
Etappe 4: Rothenburg ob der Tauber – Wallhausen (30 km)
Nach dem Trubel Rothenburgs tauchst du wieder in die ländliche Ruhe ein. Der Weg führt über sanfte Hügel und durch das obere Taubertal bis nach Wallhausen mit seinem barocken Schlosspark.
Etappe 5: Wallhausen – Oberspeltach (28 km)
Du verlässt Franken und betrittst Schwaben. Die Strecke bringt dich durch weite Felder, kleine Wälder und stille Dörfer. In Oberspeltach erwartet dich ein klassisches schwäbisches Dorfambiente.
Etappe 6: Oberspeltach – Hohenberg (17 km)
Diese kürzere Etappe lässt dir Zeit zur Besinnung. Ziel ist der Hohenberg mit seiner markanten Jakobuskirche – eine Station voller Atmosphäre und mit schlichter Pilgerherberge.
Etappe 7: Hohenberg – Wöllstein (21 km)
Ein ruhiger Tag mit Wiesen, Waldrändern und kleinen Weiler. Du bewegst dich zunehmend auf die Schwäbische Alb zu – Wöllstein bietet einen erholsamen Zwischenstopp.
Etappe 8: Wöllstein – Böbingen an der Rems (16 km)
Diese Etappe ist kompakt und führt dich sanft ins Remstal. In Böbingen kannst du dich auf den bevorstehenden Albaufstieg vorbereiten.
Etappe 9: Böbingen an der Rems – Böhmenkirch (24 km)
Jetzt wird’s sportlicher: Der Albaufstieg verlangt Kondition, wird aber mit weiten Ausblicken über die Schwäbische Alb belohnt. Böhmenkirch liegt idyllisch auf der Albhochfläche.
Etappe 10: Böhmenkirch – Lonsee (29 km)
Du folgst nun dem Albtrauf auf welligen Wegen durch Wälder und über Hochflächen – landschaftlich eine der schönsten Etappen. In Lonsee endet der Tag entspannt im Tal der Lone.
Etappe 11: Lonsee – Ulm (31 km)
Die finale Etappe führt dich hinab ins Donautal. Nach einer letzten Wanderung erreichst du das Ziel deiner Reise: Ulm mit dem berühmten Münster und seiner lebendigen Altstadt – ein würdiger Abschluss deiner Pilgerschaft.
Interaktive Karte & GPS-Download
Du möchtest die genaue Route studieren? Dann wirf einen Blick auf unsere interaktive Karte. Hier kannst du den gesamten Streckenverlauf des Fränkisch-Schwäbischen Jakobswegs einsehen und wichtige Wegpunkte entdecken. Außerdem steht dir der GPS-Track zum Download bereit, damit du den Jakobsweg komfortabel mit dem Smartphone oder Navigationsgerät nachverfolgen kannst. Plane am besten jeden Tagesabschnitt individuell, um dich unterwegs flexibel an Wetter und Kondition anpassen zu können.
Unterkünfte & Verpflegung
Entlang des Fränkisch-Schwäbischen Jakobswegs gibt es zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten – von Hotels und Gasthöfen bis hin zu speziell auf Pilger eingerichteten Herbergen. In den größeren Orten wie Würzburg, Rothenburg ob der Tauber, Crailsheim oder Ulm findest du ein breites Angebot an Unterkünften und Verpflegung, während in kleineren Dörfern oft gemütliche Gasthäuser, Pensionen oder Privatquartiere zur Verfügung stehen. Eine Besonderheit auf diesem Weg sind zwei einfache Pilgerherbergen, die vom Jakobusverein betreut werden:
In Gaukönigshofen (etwa 8 km hinter Ochsenfurt) wurde in historischen „Schutzhäusern“ eine Pilgerunterkunft mit Platz für ca. 11 Personen eingerichtet. Den Schlüssel erhält man vor Ort im Café Zehnter – frage einfach die Einheimischen, man wird dir gerne weiterhelfen.
Auf dem Hohenberg bei Rosenberg, direkt neben der dortigen Jakobuskirche, gibt es ein kleines Pilgerhospiz mit etwa 6 Schlafplätzen. Hier bekommst du den Schlüssel bei einer Anwohnerin nebenan (die Kontaktdaten erfährst du über die Jakobusgesellschaft oder vor Ort).
Die malerisch auf einem Hügel gelegene Jakobuskirche Hohenberg beherbergt nicht nur eindrucksvolle Kunstwerke des berühmten Künstlerpfarrers Sieger Köder, sondern auch eine urige Pilgerherberge. Hier kannst du nach einer anstrengenden Etappe in himmlischer Ruhe übernachten. Solche speziellen Pilgerunterkünfte sind meist schlicht ausgestattet – ein Schlafsack oder Hüttenschlafsack ist daher empfehlenswert. Dafür bieten sie authentisches Pilgerflair und oft die Gelegenheit, abends mit anderen Pilgern ins Gespräch zu kommen.
Abgesehen von diesen Pilgerherbergen findest du in fast jedem Etappenort normale Quartiere wie Gasthöfe, Ferienwohnungen oder Hotels. Gerade in touristischen Orten (z. B. Rothenburg) lohnt es sich, in der Hauptsaison vorab zu reservieren. Eine Übersichtsliste der Unterkünfte entlang der Strecke stellt die Fränkische Jakobusgesellschaft online zur Verfügung (siehe Nützliche Links weiter unten).
Verpflegung: Die Versorgung mit Essen und Trinken ist grundsätzlich unproblematisch. Größere Städte und viele Dörfer unterwegs bieten Bäckereien, Supermärkte oder Gastwirtschaften, wo du dich stärken kannst. Dennoch empfiehlt es sich, immer ausreichend Wasser und eine kleine Brotzeit im Rucksack zu haben – gerade auf den längeren Teilstrecken durch Wälder oder über die Alb gibt es nicht überall Einkehrmöglichkeiten. Nutze morgens die Gelegenheit, Proviant zu besorgen, und gönn dir ruhig die regionalen Spezialitäten: In Franken laden Heckenwirtschaften und Biergärten zu Wein und deftigen Brotzeiten ein, während dich in Schwaben herzhaftes Vesper und Maultaschen erwarten. Mit etwas Planung musst du jedenfalls keine Hungerstrecken fürchten.
Vorbereitung & Packliste
Damit deine Pilgerreise auf dem Fränkisch-Schwäbischen Jakobsweg ein voller Erfolg wird, solltest du nicht nur Lust auf Abenteuer, sondern auch die richtige Vorbereitung und Ausrüstung mitbringen. Hier einige Tipps zur Vorbereitung:
- Training: Der Weg ist moderat anspruchsvoll, aber 270 km in knapp zwei Wochen wollen erst einmal bewältigt werden. Es schadet daher nicht, wenn du rechtzeitig trainierst, bevor du in Würzburg startest. Gewöhne deinen Körper an längere Strecken: Plane am Wochenende Übungs-Wanderungen von 15–25 km und steigere langsam die Distanz. So bekommst du ein Gefühl für dein Tempo und deine Belastungsgrenze. Insbesondere solltest du auch das Gehen an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen üben – z. B. zwei bis drei Tage hintereinander wandern – um zu wissen, wie sich deine Beine regenerieren. Da auf diesem Weg einige Anstiege zu meistern sind (Stichwort Albaufstieg), kann auch ein bisschen Konditionstraining nicht schaden: Treppensteigen, Radfahren oder Joggen im Alltag helfen dir, mit stärkeren Steigungen besser klarzukommen. Übertreiben musst du es aber nicht – wichtig ist vor allem, dass Schuhe und Rucksack bereits gut eingelaufen und erprobt sind und du ohne Zeitdruck pilgern kannst.
- Ausrüstung: Auf Pilgerschaft gilt: Weniger ist mehr! Pack also nur das Nötigste ein, damit dein Rucksack schön leicht bleibt (ideal sind maximal 8–10 kg Gesamtgewicht). Bequeme Wanderschuhe mit gutem Profil sind das A und O – am besten knöchelhoch für unbefestigte Wege, und natürlich musst du sie vorher eingelaufen haben. Dazu kommen wetterangepasste Kleidung im Zwiebelschalenprinzip: atmungsaktive Shirts, eine Fleece- oder Softshelljacke für kühlere Tage und eine zuverlässige Regenjacke dürfen nicht fehlen. Eine leichte Kopfbedeckung schützt dich vor Sonne ebenso wie vor leichtem Regen. Für die Übernachtung genügen Wechselwäsche und ggf. ein dünner Schlafsack oder Hüttenschlafsack (vor allem nützlich, wenn du in den Pilgerherbergen oder einfachen Unterkünften übernachtest). Funktionssocken und Blasenpflaster sind Gold wert, um wunde Füße zu verhindern. Ein kleines Erste-Hilfe-Set, Taschenmesser, Stirnlampe, Trinkflasche und etwas Reiseproviant gehören ebenfalls ins Gepäck. Da du durch viele Ortschaften kommst, kannst du Verbrauchsmaterialien wie Lebensmittel oder Hygieneartikel unterwegs nachkaufen – du musst also keine Vorräte für die gesamte Tour schleppen.
Tipp: Wanderstöcke können auf längeren Touren und bei steilen Abschnitten (z. B. auf der Alb) eine willkommene Entlastung für Knie und Füße sein. Wenn du dich daran gewöhnt hast, nimm sie ruhig mit. Und vergiss nicht, dein Handy mitzunehmen – nicht nur für Notfälle, sondern auch für die Navigation via GPS oder die Kamera, um die schönsten Momente festzuhalten. - Pilgerpass: Der Pilgerpass (auch Jakobs-Pilgerausweis genannt) ist dein ständiger Begleiter auf dem Jakobsweg. Mit dem Pilgerpass weist du dich in den Pilgerherbergen aus. Hier kannst du den offiziellen Pilgerpass kaufen, der für alle Jakobswege gültig ist. In diesem Heftchen sammelst du unterwegs Stempel als Erinnerungen und Nachweise deiner Pilgerreise. Stempelstellen findest du auf dem Fränkisch-Schwäbischen Jakobsweg in vielen Kirchen (frag nach dem Pilgerstempel, oft im Eingangsbereich oder Pfarramt erhältlich) sowie bei Unterkunftgebern und Tourismusbüros. Es lohnt sich, den Pilgerpass mitzuführen: Zum einen hast du am Ende eine schöne Dokumentation aller besuchten Orte in den Händen. Zum anderen benötigst du den Pass, falls du auf deiner weiteren Reise beispielsweise in Spanien die Compostela (die offizielle Pilgerurkunde in Santiago) erhalten möchtest – dafür sind abgestempelte Etappen als Nachweis nötig.
An- & Abreise
Anreise nach Würzburg: Die Universitätsstadt Würzburg in Unterfranken ist verkehrstechnisch sehr gut angebunden. Mit der Deutschen Bahn erreichst du Würzburg Hauptbahnhof aus allen Richtungen – von Frankfurt am Main in ca. 1,5 Stunden, von Nürnberg in etwa 1 Stunde, von München in gut 2,5 Stunden. Auch aus Richtung Norden (Erfurt, Hamburg etc.) gibt es IC/ICE-Verbindungen. Wenn du mit dem Auto anreist, liegt Würzburg an den Autobahnen A3 und A7. Beachte jedoch, dass du bei einer Anreise mit dem PKW ein Konzept haben solltest, wo du dein Auto während der Pilgertour lässt (z. B. mehrtägiges Parken in Würzburg oder Rückholung später). Für Pilger ist die Bahn oft die bequemere Wahl.
Abreise aus Ulm: Die Großstadt Ulm an der Donau verfügt ebenfalls über einen ICE-Bahnhof. Von Ulm Hbf kannst du direkt nach Stuttgart (ca. 1 Std.), München (ca. 1,5 Std.) oder via Augsburg zurück nach Nürnberg reisen. Wenn du nach dem Pilgern zurück nach Würzburg möchtest, kannst du eine Zugverbindung mit Umstieg wählen (z. B. Ulm – Stuttgart – Würzburg in rund 3 Stunden). Fernbusse verkehren ebenfalls in Ulm, allerdings seltener. Vom Ulmer Münster, dem Endpunkt des fränkisch-schwäbischen Jakobswegs, gelangst du zu Fuß in wenigen Minuten zum Hauptbahnhof. Plane dir nach der Ankunft ruhig etwas Zeit ein, um die sehenswerte Altstadt von Ulm und das Donauufer zu genießen, bevor du die Heimreise antrittst.
Nützliche Links
- Hier kannst du den offiziellen Pilgerpass kaufen, der für alle Jakobswege gültig ist.– Checkliste für deine Ausrüstung
- GPS-Track Fränkisch-Schwäbischer Jakobsweg – GPS-Datei für unterwegs