Jakobsweg: Via Jutlandica
Die Via Jutlandica ist ein eher wenig bewanderter Jakobsweg. Dazu kommt eine sehr geringe Bevölkerungsdichte entlang einiger Abschnitte der Strecke. Wer also einen Jakobsweg mit wenigen Menschen sucht, um die Idylle allein zu genießen, ist hier genau richtig.
Seinen Namen hat die Via Jutlandica vom dänischen Jütland. Also dem Teil Dänemarks, der auf der Kimbrischen Halbinsel liegt. Jütland ist das dänische Festland, also alles außer den Inseln. Die kimbrische Halbinsel ist dieser Zipfel Europas auf dem Dänemark liegt. Im Prinzip alles ab den nördlichen Ausläufern Hamburgs bis zur Nordküste Dänemarks.
Die Karte zur Via Jutlandica schaut wie folgt aus:
Der Via Jutlandica folgt im Wesentlichen dem historischen Ochsenweg. Dieser Fernwanderweg basiert auf historischen Ochsenrouten, die genutzt wurden, um Rinder und Ochsen aus Jütland nach Schleswig-Holstein zu treiben. Diesem Weg kann man auf knapp 500km von Norden nach Süden durch ganz Dänemark folgen.
Informationen zur Via Jutlandica | |
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Start | Krusau |
Ziel | Glückstadt |
Länge | ca. 200km |
Höhenmeter | 780m rauf / 820m runter |
Etappen | 9 |
Schwierigkeit | leicht – mittel |
Reisezeit | ganzjährig |
Die Etappen auf dem Jakobsweg Via Jutlandica
Etappen zur Via Jutlandica | |
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1. Etappe | Krusau/ Flensburg - Handewitt |
2. Etappe | Handewitt - Süderschmedeby |
3. Etappe | Süderschmedeby - Schleswig |
4. Etappe | Schleswig - Kropp |
5. Etappe | Kropp - Rendsburg |
6. Etappe | Rendsburg - Stafstedt |
7. Etappe | Stafstedt - Jahrsdorf |
8. Etappe | Jahrsdorf - Itzehoe |
9. Etappe | Itzehoe - Glückstadt |
1. Etappe der Via Jutlandica: von Krusau/ Flensburg nach Handewitt
Der Pilgerweg durch den hohen Norden beginnt in Krusau. Das dänische Städtchen liegt unmittelbar hinter der Grenze und ist von Flensburg aus mit dem Bus zu erreichen. Westlich der Hauptstraße befindet sich die Wassermühle, eines der wichtigsten Bauwerke des Ortes. Ein Museum erinnert an die industrielle Geschichte Krusau. Man verlässt Krusau auf einem Weg, der durch das Tunneltal des gleichnamigen Grenzflüsschens führt, heute ein Interregio-Naturschutzprojekt. Anschließend erreicht man auf dem Krummen Weg die Grenze und wandert nach Deutschland hinein.
Der Krumme Weg ist einer der ältesten Wege der Region und auf dänischer Seite im originalen, gepflasterten Zustand erhalten. An der Grenze findet man das erste Muschelzeichen, das den Pilgerweg bis Glückstadt begleiten wird. Auf einem Waldweg gelanget man nach Niehuus, wo die Überreste der dortigen Burg leicht erkennbar sind. Von dieser sind lediglich noch ein Burghügel und zu erahnende Befestigungsanlagen übrig geblieben. Die Route führt nun am Niehuuser See entlang und durch Harrislee hindurch bis in das Naturschutzgebiet Schäferhaus, eines des schönsten Schleswig-Holsteins. Vorbei an zwei Hügelgräbern, die von der frühen Besiedlung dieser Gegend zeugen, erreichet man Handewitt. Die südschleswigsche Gemeinde liegt unmittelbar an der dänischen Grenze.
2. Etappe von Handewitt nach Süderschmedeby
Diese Tagesetappe beginnt mit einem Marsch durch den Handewitter Forst. Nachdem sich die Bäume wieder gelichtet haben, wandert man parallel zur Autobahn durch eine Teichlandschaft bis Barderup. Hier unterquert man die Autobahn und geht in Richtung Sankelmark sowie zum gleichnamigen See, der seine Entstehung der letzten Eiszeit verdankt. Im Sommer ist er ein beliebter Badesee. An seinem Ufer gelangt man nun nach Oeversee. Das Wahrzeichen des Ortes ist die aus Feldsteinen erbaute Kirche St. Georg, die seit dem 12. Jh. Anlaufpunkt für Pilger auf der Via Jutlandica war.
In der Ortsmitte quert man die Treene sowie die Landstraße und gelangt über die Fröruper Berge, ein Naturschutzgebiet, nach Süderschmedeby. Der Name weist auf die Geschichte als Schmiededorf und die Eisenverhüttung mit den Hochöfen und Schmiedewerkstätten hin, die hier schon während der römischen Kaiserzeit eine große Bedeutung hatte. Grund für die Ansiedlung dieser frühen Schwerindustrie war das bedeutendste Raseneisenerzvorkommen Angelns. Der Schmiedeplatz am Auberg ist wohl die älteste Waldschmiede Schleswig-Holsteins.
3. Etappe von Süderschmedeby bis Schleswig
Durch Felder wandert man nach Sieverstedt. Hier wartet die St. Petri-Kirche, ein fast tausend Jahre altes Gebäude, an der Kreuzung zweier Handelswege. Über Stenderup und Stolkerfeld erreicht man schließlich Idstedt, einen der ältesten Orte im alten Herzogtum Schleswig. Südlich des Ortes kann man die Idstedter Räuberhöhle, ein historisches Ganggrab, besichtigen.
Weiter geht es zum Schloss Gottorf am Stadtrand von Schleswig. Schloss Gottorf ist eines der bedeutendsten profanen Bauwerke Schleswig-Holsteins. In seiner über 800-jährigen Geschichte wurde es mehrfach umgebaut und erweitert, so dass es sich von einer mittelalterlichen Burg über eine Renaissancefestung bis hin zu einem Barockschloss wandelte. Heute beherbergt es zwei schleswig-holsteinische Landesmuseen sowie die Stiftung “Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf”. Wer möchte, kann anschließend noch einen Rundgang durch Schleswig mit seinem Dom und der Altstadt machen.
4. Etappe von Schleswig bis Kropp auf der Via Jutlandica
Auf der Schlossinsel von Gottorf hat die deutsche Jakobusgesellschaft einen Marker aufgestellt: 3 199 Kilometer oder gut 4,25 Millionen Schritte sind es ab hier bis nach Santiago de Compostela.
Die nächsten Schritte führen nach Kropp. Entlang der Bundesstraße geht es aus der Stadt hinaus, am Winkingerturm vorbei, nach Friedrichsberg. Nach einer weiteren Überquerung der Bundesstraße erreicht man das Ufer der Ostsee und kommen nach Haithabu. Die bedeutende Wikingersiedlung war ein wichtiger Handelsplatz bis zur ersten Zerstörung des Ortes 1050. Die Wallanlagen der Siedlung sind immer noch gut erkennbar. Darin befindet sich eine der wichtigsten Fundstätten aus der Wikingerzeit.
Einige Wikingerhäuser wurden originalgetreu wieder aufgebaut und können besichtigt werden. Anschließend wandert man über Wedelspang und Niederselk zur Autobahn. Nachdem man diese überquert hat, gelangt man nach Kropp, dem Etappenziel.
5. Etappe von Kropp bis Rendsburg
Von der sehenswerten Dorfkirche aus verlässt man den Ort und gelangt wieder zum gestrigen Endpunkt jenseits der Bundesstraße. Die Tagesetappe führt die ganze Zeit entlang der Originalstrecke des Ochsenweges. Am Kropperbusch, einem Waldstück, entlang, kommet man zu einer Schäferei und kreuzt die Bundesstraße. Durch Wald und Wiesen wandert man über Fockbeck nach Rendsburg. In der ältesten Grenzstadt befindet sich eine beeindruckende Hochbrücke für den Bahnverkehr und die Schwebefähre. Ein Rundgang durch die Innenstadt mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten lohnt sich ebenfalls.
Wo gibt es Pilgerstempel am Jakobsweg?
Die Begehrten Pilgerstempel erhaltet ihr in vielen Pfarrbüros, Tourist-infos und Herbergen entlang der jeweiligen Etappe.
6. Etappe von Rendsburg nach Stafstedt
Unter dem Nord-Ostsee-Kanal hindurch geht es nun über Westerrönfeld und Jevenstedt durch Felder bis nach Spannan. Die ehemals ausgedehnten Waldgebiete südlich von Rendsburg wurden schon im 17. Jh. abgeholzt, aber dahinter passiert man noch einige Waldstücke, bis nach Stafstedt.
7. Etappe von Stafstedt nach Jahrsdorf
Auf dem Jakobsweg wandert man weiter durch historische Dörfer wie Nindorf, Tappendorf, Vaasbüttel und Hohenwestedt. In Hohenwestedt trifft der Ochsenweg auf die ebenso historische „Lübesche Trade“, die Ost-West-Verbindung von Lübeck nach Dithmarschen. Durch die Lage an den Handelswegen wurde die Stadt recht schnell zu wirtschaftlicher Blüte geführt, aber auch oft von plündernden Truppen heimgesucht.
Bei einem Rundgang kann man die Peter-Pauls-Kirche mit ihrem Kirchspiel und der Klostervogtei bewundern. Ebenfalls sehenswert ist auch das Muschelhaus, ein mit unzähligen Muscheln verziertes Gebäude. Kurz darauf erreicht man Jahrsdorf, ein weiteres der holsteinischen Urdörfer auf uraltem Siedlungsgrund.
8. Etappe von Jahrsdorf nach Itzehoerf
Über gut ausgebaute Feld- und Wirtschaftswege geht es aus Jahrsdorf hinaus nach Hohenlockstedt. Nachdem man den Mühlenteich passiert haben, kann man entweder einen Abstecher in die Stadtmitte machen und das historische Rathaus betrachten, oder sich nach rechts wenden und weiter auf dem Jakobsweg wandern.
Von Hohenlockstedt aus geht es an Schlotfeld vorbei, entlang des Itzehoer Forstes und über zwei Bundesstraßen, bis nach Itzehoe. Erstmalig im 11. Jahrhundert als „Ekehoe“ erwähnt, bestanden hier schon vorher eine sächsische Ansiedlung und eine auf Geheiß Karls des Großen errichtete Wallburg auf dem anderen Ufer der Stör.
Den Pilger werden vor allem die Kirche Sankt Laurentiis und das „Adelige Kloster Itzehoe“, ein ehemaliges Zisterzienserinnenkloster, das die Reformation überdauerte, interessieren. Wenig außerhalb der Innenstadt lockt dann noch einer der größten Grabhügel Schleswig-Holsteins, das Germanengrab am Galgenberg.
9. Etappe von Itzehoe nach Glückstadt
Der größte Teil dieser letzten Etappe auf der Via Jutlandica führt über den Stördeich nach Glückstadt. Der Weg führt zunächst an der wohl ältesten Kirche Schleswig-Holsteins vorbei, der Marienkirche zu Itzehoe. Der heutige Bau stammt aus dem 13. Jahrhundert, aber die erste Kirche stand hier schon 831.
Aufgrund der Ausstattung der Kirche ist unbedingt eine Besichtigung des Innenraumes empfehlenswert.
Der weitere Weg entlang der Stör führt über den Deich flussabwärts. Der weitere Weg nach Glückstadt führt über den Deich. Weite Blicke schweifen über die Geest- und Marschlandschaft, einige der Störschleifen werden abgeschnitten, doch der Eindruck bleibt unverfälscht. Neuenkirchen und Ivenfleth folgen, dann mündet die Stör in die Elbe, und man wandert auf dem Elbdeich zum Fähranleger von Glückstadt.
Glückstadt an der Unterelbe gehört schon zur Metropolregion Hamburg. Ursprünglich gründeten die Dänen Glückstadt als Gegenpol zum prosperierenden Hamburg, jetzt ist es beinahe schon eingemeindet. Die Stadt wurde am Reißbrett entworfen, was man heute noch nachvollziehen kann, wenn man auf dem Marktplatz steht und die strenge sechseckige Form beachtet, die von hier aus durch die Altstadt läuft.
Villen und schöne Palais bestimmen bis heute den Charakter des Stadtkernes. Die Pilgerreise auf der Via Jutlandica endet in der schönen Stadtkirche.