Gedichte

Hier sind die schönsten Gedichte vom Jakobsweg, die Pilger und Pilgerinnen uns gesendet haben. Wenn auch du einen Beitrag hast, der hierzu passt, so kannst du ihn mir entweder per Email (peter@jakobs…) senden oder einfach als Kommentar unter die Seite schreiben.


Inhalte

Pilgern

Die Frische des Morgens
weiß nichts von der Hitze am Mittag
noch vom  Wein am Abend
und der Unruhe der Nacht.

(Josef Nikolaus, 2017, Rosengarten)


Schritt für Schritt

Schritt für Schritt geht nach Westen der Weg –
mein Weg, der Jakobsweg.
Was mich treibt, was mich drängt:
weiß es selber nicht genau,
ich suche die Begegnung,
die Begegnung, Gott, mit dir.

Schritt für Schritt wird bewusst mir mein Weg,
mein eig’ner Lebensweg.
In der Ruhe liegt die Kraft,
die Kraft des Weges ist der Geist,
den ich zum Leben brauche,
für Begegnung, Gott, mit dir.

Schritt für Schritt geht gemeinsam der Weg,
mein Weg, und unser Weg.
Santiago ist das Ziel,
der Start beginnt vor unserer Tür,
dazwischen liegt Begegnung,
die Begegnung, Gott, mit dir.

(Jens Brandebusemeyer, 2015)


Wenn die Seele nach Santiago will

Wenn die Seele nach Santiago will,
Lausche leise, höre still.
Geh ihm nach, dem Weg gen Westen
Ganz allein, ist es am Besten.
Von Saint Jean, nach Roncesvalles
Verlangt der Körper oft schon alles,
Doch ist Pamplona dann in Sicht,
Strahlt die Sonne ins Gesicht.
Geh deinen Weg Schritt für Schritt,
Nimm täglich die Gedanken mit.
Bist du am Ziel von deiner Reise
Dann bist auch du, ein wenig weise.
Niemand geht den Weg allein,
Stetig wirst du mit ihm sein.
Ob du Gott triffst oder nich,
Entscheidend ist, du findest Dich!

(David Johannes)


Alles

Nur wer wenig braucht,
ist wirklicher reich.
Wer das spüren will,
hat nicht viel zu tun.
Nur losgehen
auf dem Weg
Es findet sich,
alles.

(Helmut Reitz)


Klippe

Golden glänzt das letzte Abendrot,
taucht die Welt in warmes Licht,
über schroffem Hang verloht
das einst eisblaue Himmelszelt
in Blutorange und Feuerrot
und der letzte dünne Schein erhellt
das Weiß der Klippe und zerbricht.

Maria Ortlepp (Ilmenau)


Freudefunken

Freude sind wir doch statt Trauer,
Hoffnung statt der Tränen Flut
und es schmilzt des Herzens Mauer,
wo Vergebung Wunder tut:

Feindin wird zur Schwester,
Kriegessturm ruht friedensstill
und Versöhnung bindet fester
als des Hasses böser Drill.

Mutig gehn wir in das Morgen,
mit dem Gestern Arm in Arm,
wissen golden uns, geborgen,
und das Neue bricht sich Bahn.

Sehn den Schöpfer in den Sternen,
in dem Du, dem See, dem Wald,
fühlen nah uns auch den Fernen
und die Liebe gibt uns Halt:

Sind bei uns, um loszulassen.
fliegen bis zum Himmelszelt,
wollen Freudefunken fassen,
Danke sagen dieser Welt.

(Simone Schönung)


Ups!

Der Jakobsweg – schön wär`s gewesen,
ich hatte mich schon sehr belesen.

Doch wie das Leben eben macht,
hab ich nun zu früh gelacht.

Zu Hause muss ich nun verweilen
und ein paar Wunden müssen heilen.

Der Flieger flog heut`ohne mich,
sehr glücklich war ich deshalb nich`.

Ich werde aber nicht verzagen
und es ein anderes Mal wagen.

(Ulrike Damm)


Ich gehe

Ich gehe
In engagierter Gelassenheit
Verabschiede mich und breche auf
offen und hoffnungsfroh

Fragen, Zweifel, Staunen
achtsam und mit sicherem Tritt
auf weichem und hartem Grund
finde ich meinen Rhythmus

Gehe ich mein Tempo
erlebe ich mich und andere
begegne ich Natur und Kultur

Geduldig und ausdauernd
entsteht mein Weg im Gehen
komme ich dankbar an

Kehre verwandelt zurück

Peter Müller


Ich gehe allein

Ich gehe allein
In dem Wissen
Dass ich mit Gleichgesinnten
Auf dem Weg bin
Jeder und jede
Aus einem anderen Grund
Reduziert auf das ich
Um zu werden
Wie es Gott für mich gedacht hat
Reduziert auf das Nötigste
Merke ich
Wie wenig es braucht
Um zu leben
Wie ich heute versorgt bin
Mit dem Lebensnotwendigen
Das ich gestern noch nicht hatte
Und morgen nicht mehr brauche
So wird mein Rucksack täglich leichter
Und die Sorgen kleiner
Weil ich spüre
Ich bin versorgt.

(Bettina Dreiseitel)


Ein Pilgergebet

Deine Stimme will ich hören
Oh Herr
Von dir lass ich mich führen
Oh Herr
Auf den Weg, den du für mich
Erwählt hast
Mit dem Wort, das du mir
Erzählt hast
Auf dass ich so werde
Wie ich wirklich bin
Durch dich
Du hast mich bei meinem
Namen gerufen
Mich
Ich bin dein
Amen.

(Bettina Dreiseitel)


Pilgern

Pilgern, was ist das?
Es ist das Gehen, um des Gehens willen
Schritt für Schritt
Monotonie im Rhythmus
um bei sich zu sein
voll und ganz
Die Konzentration auf das Innere
Indem ich eintauche in die Natur
In die Schönheit meiner Umgebung
Um mich wahrzunehmen
Als Teil von ihr, der Schöpfung
Orientierung nur an den Wegweisern des Weges
Die als Zeichen der Verbundenheit
Allen Pilgern ihren Weg weisen…

(Bettina Dreiseitel)


Jakobsweg-Lied

Am
Einfach gehen, gehn
G                       Am
immer weiter gehen.
Em
Und das Leben mal mit
G                           C
anderen Augen sehen, und
C                  C
vertrauen, vertrauen,
C                               G
vertrauen auf die Liebe
Em
bauen.
Am.                      Em
Mal nach innen, Mal nach
Em
außen schauen.
Am                   Am
Weiter gehen, weiter gehn

 


Der Himmel zeigt sich wieder blau,
die Kälte ist entwichen.
Die Luft ist angenehm und lau,
ich bin dahin geschlichen
auf leisen Sohlen ehrenvoll
in einer Trance versunken,
von einer Melodie in Moll
herrschaftlich betrunken.
Erwacht bin ich dann von der Sicht
hinaus ins ferne Land,
eingehüllt in warmes Licht
wie von Künstler’s Hand.

(Peter Sprehe)


Der Wind zersaust mein Haar,
eine frische Brise weht.
Ein Baume vor mir steht,
mag alt sein viele Jahr.
Er wirkt auf mich so prächtig.
Wie er dort in sich ruht,
tut´s meiner Seele gut,
sie wird mir ganz andächtig.
Der Stamm, er zieht mich magisch an,
drum lass ich mich verführen,
ich möcht´ ihn gern berühren,
so tret´ ich näher an ihn ran.
Ganz liebevoll umarm´ ich ihn,
spür´, etwas wallt in mir da auf,
schau zum Blätterwald hinauf,
neue Kraft ist mir verlieh´n.

(Peter Sprehe)


Was bisher geschah,
erfüllt mein Herz mit Dankbarkeit,
doch ein neuer Weg ist da,
lebt wohl, ich bin bereit.
Die Welt, sie ist nicht starr,
in ihr ist viel Beweglichkeit,
nichts bleibt wie es einmal war.
Zu gehen, nun ist’s Zeit!

(Peter Sprehe)


Santiagos Rufen

Ich höre Santiago rufen,
über die grünen Hügel Galiciens,
entlang der rauen Atlantikküste und auf der schier endlosen Meseta,
durch die Wälder und Gassen, Pfade und Einöden.
Sein Echo erschallt in den Picos und den Pyrenäen.

Ich höre Santiago rufen,
in den Tritten der Schuhe auf den staubigen Straßen,
im Platschen der Füße durch Pfützen und Bäche,
im Rascheln des Herbstlaubes
und im Klackern der Stöcke,
im Stimmengewirr auf dem Weg und
im Lachen in der Herberge,
im Schnarchen im Schlafsaal,
in der Stille des jungen Morgens.

Ich höre Santiago rufen
im großen Hallo beim Wiedersehen mit
Pilgerfreunden und jenen, die es noch werden,
und ich höre ihn im aufmunternden
„¡Buen camino, pelegrino!“

Ich spüre Santiago rufen
in den müden Füßen nach einer langen Etappe,
im Rücken, der täglich mein Hab und Gut trägt und
all das, was ich noch mit mir trage auf diesem Weg,
im Türgriff der Herbergstür, die sich einladend öffnet,
im erfrischenden Wasser der kalten Dusche,
in der Hitze des Mittags auf dem Weg
und in der Ruhe des Kreuzgangs eines Klosters.

Ich spüre Santiago rufen
in meinen Beinen, die mich
Schritt
für
Schritt
Santiago
näherbringen.

Ich sehe Santiago rufen
in den gelben Pfeilen an Häusern, Bäumen und Mauerresten,
auf den Muscheln der Monolithen
in meinem sich immer weiter füllenden credencial und
in den Kirchen und Klöstern entlang des Weges.

Ich sehe Santiago rufen
in den Muscheln auf den Rucksäcken der Pilger.

Ich rieche und schmecke Santiago rufen
im täglichen café con leche in der ersten Bar auf dem Weg,
in den duftenden Eukalyptuswäldern und
entlang der Ausfallstraßen der Großstädte,
in den sidrerías Asturiens
und in den Häfen an der Küste,
im Vorraum der Herberge und
in der Pilgerküche.

Ich spüre Santiago rufen
durch den Rauch des pendelnden butafumeiros hindurch
und weiß,
ich bin da.

(Sebastian Frese)


Seelenfrieden,

die Seele braucht Abstand vom Alltag ,
alles was du dazu brauchst ist in dir.
Geh den ersten Schritt
du wirst merken wie die Seele
Frieden findet.
Der Weg ist das Ziel

(Edith Schöler)


Titelfoto von Alina Bierwirth.

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