Der Jakobsweg Tirol-Allgäu ist ein faszinierender Pilgerweg durch die österreichischen und bayerischen Alpen, der dich auf historischen Pfaden von der berühmten Zisterzienserabtei Stift Stams im Tiroler Inntal bis zur mittelalterlichen St. Bartholomäus-Kapelle in Zell im Allgäu führt. Diese alpine Jakobsweg-Route verbindet zwei bedeutende spirituelle Orte und bietet dabei eine einzigartige Mischung aus Natur, Geschichte und Spiritualität.
Als Teil des europäischen Jakobswegenetzes folgt dieser Pilgerweg Tirol-Allgäu alten Römerstraßen und führt durch das malerische Tannheimer Tal, vorbei an traditionellen Bergdörfern und durch die beeindruckende Landschaft der Alpen. Mit seiner guten Infrastruktur und den zahlreichen kulturellen Highlights ist dieser Jakobsweg Alpen eine hervorragende Alternative zu den bekannteren Routen und perfekt für alle, die das Pilgern in den Bergen erleben möchten.
- Start: Stams – Zisterzienserabtei Stift Stams
- Ziel: Zell – St. Bartholomäus-Kapelle
- Distanz: 134 km
- Anstieg: 2.628 m
- Abstieg: 2.477 m
- Höchster Punkt: 1.209 m (Fernpass)
- Niedrigster Punkt: 800 m
- Dauer: 7-8 Tage
- Schwierigkeit: Mittelschwer bis anspruchsvoll – für erfahrene Wanderer
- Beste Reisezeit: Juni bis September
Inhalte
Etappenübersicht
Der Jakobsweg Tirol-Allgäu gliedert sich in 7 gut machbare Tagesetappen:
Etappe 1: Stams – Nassereith (17,9 km)
Start am imposanten Stift Stams, einer der bedeutendsten Zisterzienserabteien Österreichs. Der Weg führt über das Mieminger Sonnenplateau mit herrlichen Ausblicken auf die Stubaier Alpen nach Nassereith.
Etappe 2: Nassereith – Lermoos (18,5 km)
Diese Etappe folgt der historischen Via Claudia Augusta über den berühmten Fernpass (1.209 m). Spektakuläre Bergpanoramen und die Überquerung der Wasserscheide zwischen Inn und Lech machen diese Etappe unvergesslich.
Etappe 3: Lermoos – Berwang (14,1 km)
Durch die idyllische Landschaft der Zugspitzregion geht es zum charmanten Bergdorf Berwang mit seinen traditionellen Tiroler Bauernhöfen und der prächtigen Pfarrkirche.
Etappe 4: Berwang – Haldensee (24,8 km)
Die längste Etappe führt über den alten Gaichtpass ins berühmte Tannheimer Tal, das als “schönstes Hochtal Europas” gilt. Kristallklare Bergseen und das Alpenpanorama begleiten die Pilger.
Etappe 5: Haldensee – Bad Hindelang (19,8 km)
Über den Jochpass (1.145 m) mit der kleinen St. Jakob-Kapelle geht es von Österreich nach Deutschland. Bad Hindelang empfängt mit seinem Heilklima und der traditionellen Allgäuer Gastfreundschaft.
Etappe 6: Bad Hindelang – Immenstadt/Bühl (21,3 km)
Durch die sanften Hügel des Allgäus führt der Weg vorbei an der Wallfahrtskirche Maria Loreto in Bühl – einer originalgetreuen Nachbildung der “Casa Santa” von Loreto.
Etappe 7: Immenstadt/Bühl – Zell (17,3 km)
Die Schlussetappe führt durch die malerische Allgäuer Kulturlandschaft zur mittelalterlichen St. Bartholomäus-Kapelle in Zell mit ihren wertvollen Fresken von Hans Strigel dem Älteren.
Interaktive Karte & GPS-Download
Der Jakobsweg Tirol-Allgäu ist durchgehend mit der gelben Jakobsmuschel auf blauem Grund markiert. Die geschlossene Seite der Muschel zeigt dabei immer in Gehrichtung. In Ortschaften auf kleine aufgemalte Muscheln an Bäumen und Steinen achten – die Markierung ist teilweise sehr dezent! Hier findest du eine interaktive Karte des Jakobswegs Tirol-Allgäu mit detailliertem Streckenverlauf.
Unterkünfte & Verpflegung
Die Unterkunftssituation auf dem Jakobsweg Tirol-Allgäu gestaltet sich vielseitig und nutzt die hervorragende alpine Tourismusinfrastruktur. In Stams können männliche Pilger direkt im Zisterzienserstift übernachten, was ein besonders authentisches Pilgererlebnis bietet. Das Tannheimer Tal verfügt über ein dichtes Netz an Hotels, Pensionen und Berggasthöfen, erfordert aber in der Hauptsaison eine rechtzeitige Buchung. In Bad Hindelang als etabliertem Kurort finden Pilger vielfältige Unterkunftsmöglichkeiten, die speziell auf Wanderer ausgerichtet sind.
Die Preisspanne variiert je nach Region und Saison: In Stams bewegen sich die Übernachtungspreise zwischen 35 und 65 Euro, während das Tannheimer Tal als Premiumdestination mit 50 bis 120 Euro zu Buche schlägt. Bad Hindelang bietet mit seinen Kurhotels und Pensionen Optionen zwischen 45 und 90 Euro, und im Allgäu um Immenstadt und Zell findet sich für jeden Geldbeutel etwas zwischen 40 und 100 Euro.
Die kulinarische Reise entlang des Weges spiegelt die regionalen Besonderheiten Tirols und des Allgäus wider. Tiroler Gröstl und Speckknödel gehören ebenso zu den lokalen Spezialitäten wie die berühmten Allgäuer Käsespätzle und der geschützte Allgäuer Bergkäse. In Tirol wärmt der deftige Kaiserschmarrn nach einem langen Wandertag, während im Allgäu die traditionellen Kässpatzen mit Röstzwiebeln und ein frisches Weißbier die perfekte Stärkung bieten. Die Versorgung unterwegs ist durchweg gut: Alle Etappenorte verfügen über Supermärkte oder zumindest Dorfläden, und die traditionellen Gasthäuser entlang der Route verwöhnen Pilger mit regionaler Küche von der gemütlichen Berghütte bis zum gehobenen Restaurant.
Sehenswürdigkeiten entlang des Weges
Kirchen & Spirituelle Orte
- Stift Stams – Zisterzienserabtei mit dem berühmten “Lebensbaum”-Altar
- Wallfahrtskirche Maria Locherboden – Bedeutender Wallfahrtsort seit 1740
- Kapelle St. Jakob am Jochpass – Mit wunderschönem Deckenfresko
- Wallfahrtskirche Maria Loreto Bühl – Nachbildung der “Casa Santa” von Loreto
- St. Bartholomäus-Kapelle Zell – Gotische Kapelle mit Fresken von Hans Strigel
Kultur & Geschichte
- Via Claudia Augusta – Antike Römerstraße über den Fernpass
- Fernpass – Historischer Alpenübergang mit Burgruinen
- Tannheimer Tal – “Schönstes Hochtal Europas”
- Gaichtpass – Alter Handelsweg mit restaurierten Steinbrücken
- Allgäuer Bauernhäuser – Traditionelle Architektur mit bemalten Fassaden
Natur & Landschaft
- Mieminger Sonnenplateau – Panoramablicke auf die Stubaier Alpen
- Fernpass-Seen – Blindsee und Weißensee
- Haldensee – Kristallklarer Bergsee im Tannheimer Tal
- Jochpass-Panorama – Rundblick über die Allgäuer Alpen
- Nagelfluhkette – Charakteristische Gebirgsformation des Allgäus
Vorbereitung & Packliste
- Training: Die Vorbereitung auf den Jakobsweg Tirol-Allgäu sollte etwa 8-10 Wochen vor der geplanten Pilgerwanderung beginnen. Obwohl die Route durch wunderschöne Landschaften führt, sind die alpinen Bedingungen und tägliche Distanzen von 14 bis 25 Kilometern mit erheblichen Höhenunterschieden nicht zu unterschätzen. Beginne mit kürzeren Bergwanderungen von 10-15 Kilometern und steigere wöchentlich die Distanz und den Höhenunterschied. Besonders wichtig ist es, mit dem geplanten Gepäck zu trainieren – ein beladener Rucksack verändert das Gehgefühl erheblich. Trainiere auf verschiedenen Untergründen, denn der Weg führt über Bergpfade, Forststraßen, historische Steinwege und alpines Gelände. Die längste Etappe Berwang – Haldensee mit 24,8 Kilometern erfordert eine solide Grundkondition und Bergerfahrung. Vergiss nicht, deine Wanderschuhe gründlich einzulaufen – mindestens 150 Kilometer sollten sie vor der Pilgerreise bereits auf dem Buckel haben.
- Ausrüstung: Die richtige Ausrüstung ist entscheidend für eine gelungene Pilgerreise auf dem alpinen Jakobsweg. Das Herzstück bilden gut eingelaufene, knöchelhohe Bergschuhe mit profilierter Sohle – sie sind deine wichtigsten Begleiter auf den 134 Kilometern. Ein Rucksack mit 35-45 Litern Fassungsvermögen bietet genug Platz für alles Notwendige, ohne zu schwer zu werden. Beim Packen der Kleidung hat sich das Zwiebelprinzip bewährt: mehrere dünne Schichten, die je nach Wetter und Höhenlage kombiniert werden können. Regenschutz ist in den Alpen absolut unverzichtbar – eine gute Regenjacke und Regenhose sowie ein Rucksacküberzug sollten immer griffbereit sein. Für Übernachtungen in einfacheren Unterkünften ist ein leichter Hüttenschlafsack erforderlich. Ein gut sortiertes Erste-Hilfe-Set mit ausreichend Blasenpflastern gehört ebenso ins Gepäck wie Wanderstöcke für die alpinen Abschnitte. Besonders für die Sommermonate ist Sonnenschutz (Creme, Hut, Sonnenbrille) unerlässlich. Da nicht überall Kartenzahlung möglich ist, solltest du ausreichend Bargeld mitführen, besonders für die kleineren Bergorte entlang der Route.
- Pilgerpass: Der Pilgerpass ist dein wichtigstes Dokument auf dem Jakobsweg. Mit dem Pilgerpass weist du dich in den Pilgerherbergen aus und dokumentierst deine Pilgerreise. Den offiziellen Pilgerpass, der für alle Jakobswege gültig ist, erhältst du hier. Der Pass enthält Felder für die begehrten Stempel, die du unterwegs in Kirchen, Herbergen, Touristinformationen und manchmal sogar in Gasthäusern sammeln kannst. Diese Stempel dokumentieren nicht nur deinen Weg, sondern sind auch wertvolle Erinnerungen an die einzelnen Stationen deiner Reise. Der Pilgerpass öffnet dir zudem die Türen zu günstigen Pilgerunterkünften und berechtigt dich in manchen Einrichtungen zu Pilgerrabatten. Am Ende deiner Reise in der St. Bartholomäus-Kapelle in Zell kannst du dir den finalen Stempel geben lassen – ein bewegender Moment, der den erfolgreichen Abschluss deiner Pilgerschaft besiegelt. Bewahre deinen Pilgerpass gut auf, denn er wird zu einem wertvollen Erinnerungsstück an deine spirituelle Reise durch die Alpen.
An- & Abreise
Anreise nach Stams
- Bahn: Stündliche Züge von Innsbruck (22 Min.) oder von München über Innsbruck (ca. 3 Std.)
- Auto: A12 Inntal Autobahn bis Ausfahrt Telfs, dann 5 km nach Stams
- Bus: Regionalbus von Innsbruck Hauptbahnhof (Linie 4166)
Abreise von Zell/Oberstaufen
- Bahn: Regionalbahn nach Kempten, von dort IC/ICE-Verbindungen in alle Richtungen
- Bus: Regionalbus nach Immenstadt mit Bahnanschluss
Nützliche Links
- Packliste für den Jakobsweg Tirol-Allgäu – Checkliste für deine Ausrüstung
- GPS-Track Jakobsweg Tirol-Allgäu – GPS-Datei für unterwegs