Der Jakobsweg Dortmund–Aachen verbindet die Industrielandschaft des Ruhrgebiets mit den historischen Kulturlandschaften des Rheinlands. Diese rund 185 Kilometer lange Pilgerroute folgt teilweise alten Handelsstraßen – dem mittelalterlichen Hellweg und der Via Regia – die schon Kaiser Karl IV. im Jahr 1377 auf dem Weg über Dortmund und Aachen nach Frankreich nutzte. Heute ist der Weg als offizieller Jakobspilgerweg markiert und führt in etwa neun Tagesetappen von der Dortmunder Reinoldikirche durch Großstädte wie Bochum, Essen und Düsseldorf bis zur Aachener Domstadt. Trotz der urbanen Abschnitte bietet der Weg überraschend viel Grün: Er verläuft durch Parks, Wälder und landwirtschaftlich geprägte Gebiete, passiert Rhein und Rur und endet in der historischen Kaiserstadt Aachen.
Dieser Pilgerweg wurde 2010 anlässlich der Kulturhauptstadt RUHR.2010 feierlich eröffnet. Pilgernde erwartet eine abwechslungsreiche Mischung aus Industriegeschichte, moderner Urbanität und beschaulicher Natur. Unterwegs stößt man auf bedeutende Kirchen (etwa die Essener Abtei Werden oder den Quirinus-Münster in Neuss), auf Spuren des Bergbaus und auf ruhige Klosteranlagen. Die Route ermöglicht eindrucksvoll zu erleben, wie sich die Landschaft vom Ruhrgebiet – einst geprägt durch Zechen und Fabriken – hin zum ländlichen Rheinland mit Feldern und Wäldern wandelt. Schließlich erreicht man Aachen, einen der bedeutendsten Pilgerorte Europas, von wo aus der Weg Anschluss an die belgischen und französischen Jakobswege (z.B. via Lüttich und Paris) bietet.
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Etappenübersicht
Etappe 1: Dortmund – Bochum (ca. 20 km) – Start am Dortmunder Stadtkern (Reinoldikirche) und westwärts entlang dem historischen Hellweg. Die Strecke führt durch Vororte und Grünzüge nach Bochum. In Bochum laden das Pilgerkreuz an der Propsteikirche und das Stadtzentrum zu einer Pause ein.
Etappe 2: Bochum – Essen-Werden (ca. 25 km) – Von Bochum geht es weiter Richtung Westen nach Essen. Sie passieren industrielle Kulturdenkmäler und erreichen den Stadtteil Essen-Werden, einen historisch bedeutsamen Ort mit der Abtei Werden. Hier wurde der neue Jakobsweg 2010 feierlich eingeweiht. In der Basilika St. Ludgerus können Pilger einen Stempel erhalten und die gastfreundliche Atmosphäre genießen.
Etappe 3: Essen-Werden – Ratingen (ca. 19 km) – Diese Etappe verläuft durch das grüne Angertal Richtung Ratingen. Sie verlassen das Ruhrtal, überqueren bei Kettwig die Ruhr und wandern durch Wälder und Felder nach Ratingen. Im Stadtteil Ratingen-Homberg gibt es eine Pilgerstation mit Stempelstelle, die über einen kurzen Abstecher erreichbar ist. Tagesziel ist Ratingen-Mitte, dessen malerische Altstadt mit der Kirche St. Peter und Paul zum Verweilen einlädt.
Etappe 4: Ratingen – Neuss (ca. 25 km) – Von Ratingen wandern Sie südwärts Richtung Düsseldorf. Durch Parks und am Rhein entlang führt der Jakobsweg in die Landeshauptstadt Düsseldorf. Nachdem Sie den Rhein überquert haben, erreichen Sie Neuss, eine der ältesten Städte Deutschlands. In Neuss ist besonders das Quirinus-Münster ein Highlight für Pilger. Die Beschilderung mit der gelben Muschel ist hier vorbildlich, und am Münster können Sie einen weiteren Pilgerstempel erhalten.
Etappe 5: Neuss – Grevenbroich (ca. 20 km) – Hinter Neuss verlassen Sie die dicht besiedelte Rheinschiene und tauchen in ländlichere Gefilde ein. Die Route führt vorbei an Feldern und kleinen Ortschaften nach Grevenbroich am Fluss Erft. Unterwegs lohnt ein Stopp am Kloster Langwaden, einem stillen Zisterzienserkloster im Wald, das Pilger willkommen heißt. In Grevenbroich endet diese Etappe in der Innenstadt bei der Kirche St. Peter und Paul.
Etappe 6: Grevenbroich – Titz (ca. 22 km) – Diese Etappe überquert die Grenze von Nordrhein ins rheinische Braunkohlen-Revier. Sie wandern durch weite Feldlandschaften und kleine Dörfer wie Elsen und Hoeningen. Der Weg führt südlich am Tagebau Garzweiler vorbei und erreicht schließlich Titz, einen ländlichen Ort im Dreieck zwischen Mönchengladbach, Düsseldorf und Aachen. Die Region wird ruhiger, und am Tagesziel spüren Sie bereits die Nähe zur Eifel und zum Rheinland.
Etappe 7: Titz – Jülich (ca. 12 km) – Ein kurzer Wandertag führt Sie nach Jülich. Auf dieser Strecke folgen Sie teils dem Lauf der Rur, oftmals angenehm im Schatten der Bäume am Ufer. In Jülich angekommen, lohnt der Besuch der Zitadelle Jülich – einer historischen Festungsanlage. Jülich bietet Pilgernden alle Versorgungsmöglichkeiten und ist ein Knotenpunkt, wo auch der Anschluss an den Eifelweg Richtung Kornelimünster besteht.
Etappe 8: Jülich – Eschweiler (ca. 22 km) – Nun geht es weiter in Richtung Eifelvorland. Sie passieren den rekultivierten Tagebau Inden und kommen durch Orte wie Aldenhoven oder Langerwehe. Die Landschaft wird leicht hügelig. Eschweiler ist die letzte größere Stadt vor Aachen und bietet zahlreiche Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten. Die Pfarrkirche St. Peter und Paul in Eschweiler erinnert Pilger daran, dass Santiago nicht mehr allzu fern ist.
Etappe 9: Eschweiler – Aachen (ca. 15 km) – Die Schlussetappe führt Sie über kleine Ortschaften (z.B. Stolberg-Atsch oder Würselen) bis an die Stadtgrenze von Aachen. Bald erblicken Sie die Türme des Aachener Doms, dem Ziel dieser Pilgerreise. In Aachen, der Stadt Karls des Großen, endet dieser Jakobsweg am Dom – traditionell ein bedeutender Pilgerort mit den Heiligtümern im Domschatzkammer. Hier erhalten Sie auch den letzten Stempel und können die Eindrücke Ihrer Reise in der Altstadt von Aachen nachklingen lassen.
Interaktive Karte & GPS-Download
GPS-Tracks und detaillierte Karten erhältst du kostenlos hier. Die gelben Muschel-Wegweiser sind zwar durchgehend vorhanden, dennoch empfiehlt es sich zur Planung und unterwegs zusätzlich auf Karten oder GPS zurückzugreifen
Unterkünfte & Verpflegung
Auf dem Jakobsweg Dortmund–Aachen finden Pilger in regelmäßigen Abständen Unterkünfte und Verpflegungsmöglichkeiten. Da die Etappen durch Städte und größere Orte führen, gibt es Hotels, Pensionen und Gasthöfe beinahe an jedem Etappenziel. In Dortmund, Bochum, Essen, Düsseldorf, Neuss, Jülich und Aachen stehen Ihnen zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten in allen Preisklassen zur Verfügung. Selbst in kleineren Etappenorten wie Grevenbroich, Eschweiler oder Ratingen finden sich Gästehäuser oder Ferienwohnungen. Eine besondere Pilger-Unterkunft ist das Kloster Langwaden bei Grevenbroich, das einfache Zimmer für Pilger anbietet – hier können Sie im klösterlichen Ambiente zur Ruhe kommen.
Entlang der Route muss niemand hungern oder dürsten: In den Städten gibt es Supermärkte, Bäckereien und Restaurants in Hülle und Fülle. Selbst auf den ländlicheren Abschnitten laden Bauerncafés, Dorfgasthöfe oder Hofläden zu einer Rast ein. Typisch rheinische und ruhrgebietstypische Spezialitäten können Sie unterwegs probieren – von der Currywurst im Revier bis zur Aachener Printen im Zielort. Pilger sollten dennoch stets genug Wasser und einen kleinen Snack im Rucksack haben, besonders auf den längeren Felder-Etappen (z.B. zwischen Grevenbroich und Jülich), wo die Dörfer mit Einkaufsmöglichkeiten etwas weiter auseinander liegen.
Die Infrastruktur dieses Weges ist insgesamt hervorragend, da Sie sich in dicht besiedelten Regionen bewegen. Notfalls ist immer der nächste Ort mit Bahnhof oder Busanschluss nicht weit – was auch spontane Abkürzungen oder Unterbrechungen der Wanderung ermöglicht.
Vorbereitung & Packliste
- Training: Auch wenn der Jakobsweg von Dortmund nach Aachen überwiegend flach verläuft und technisch einfach zu begehen ist, lohnt sich eine gute Vorbereitung. Durch regelmäßige Spaziergänge oder Tageswanderungen im Vorfeld kannst du deine Grundkondition verbessern und dich an längere Strecken gewöhnen. Die Mischung aus Asphalt, Wald- und Feldwegen verlangt ein gewisses Maß an Ausdauer – besonders, wenn du mehrere Etappen an aufeinanderfolgenden Tagen läufst. Achte dabei auch auf deine Gelenke, insbesondere bei Strecken auf hartem Untergrund. Je besser du vorbereitet bist, desto entspannter wird deine Pilgerreise.
- Ausrüstung:Das A und O auf diesem Weg sind gut eingelaufene Wanderschuhe. Einige Abschnitte führen durch Städte mit viel Asphalt, andere durch Naturpfade – daher sollten deine Schuhe bequem, stabil und geländetauglich sein. Da du mit wechselndem Wetter rechnen musst, gehören ein Regenschutz (Jacke oder Poncho) und wetterangepasste Kleidung in deinen Rucksack. Denk an Sonnencreme, eine wiederbefüllbare Trinkflasche und ein kleines Erste-Hilfe-Set mit Blasenpflastern und Schmerzmitteln. Eine Powerbank für dein Smartphone oder GPS-Gerät ist ebenfalls hilfreich, um jederzeit auf digitale Karten zugreifen zu können. Deinen Rucksack solltest du möglichst leicht halten – auf Zelt oder Kochausrüstung kannst du verzichten, da unterwegs genügend Unterkünfte und Verpflegungsmöglichkeiten vorhanden sind.
- Pilgerpass: Vergiss deinen Pilgerpass nicht – er ist auf dem Weg dein persönlicher Begleiter und Erinnerungsstück. Damit weist du dich in den Pilgerherbergen aus. Hier kannst du den offiziellen Pilgerpass kaufen, der für alle Jakobswege gültig ist. In vielen Kirchen und Pilgerstationen entlang der Strecke kannst du Stempel sammeln, die deine Reise dokumentieren. Der Pass dient auch als Nachweis, wenn du dich in Pilgerunterkünften einbuchen möchtest oder am Ziel eine Pilgerurkunde erhalten willst.
An- & Abreise
Anreise nach Dortmund: Dortmund ist als Großstadt bestens angebunden. Mit der Deutschen Bahn erreichen Sie den Dortmunder Hauptbahnhof aus allen Teilen Deutschlands (z.B. ca. 1 Stunde ab Köln, 2,5 Stunden ab Frankfurt). Auch Fernbusse und Autobahnen führen nach Dortmund. Der nächstgelegene Flughafen ist Dortmund Airport (DTM), alternativ bietet sich Düsseldorf Airport (DUS) an, von dem aus Dortmund in ~1 Stunde per Zug erreichbar ist. Vom Dortmunder Stadtzentrum aus gelangen Pilger bequem zum offiziellen Startpunkt an der Reinoldikirche zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Abreise aus Aachen: Aachen verfügt über einen Hauptbahnhof mit ICE-, Thalys- und Regionalzug-Verbindungen. Sie können von Aachen direkt zurück nach Köln (ca. 1 Stunde) oder weiter nach Paris, Brüssel und andere europäische Städte reisen. Wer nach der Ankunft in Aachen seine Pilgerreise fortsetzen will, kann von hier auf dem Camino weiter Richtung Westen wandern – z.B. auf der Via Belgica/Via Mosana über Lüttich (51 km bis zur belgischen Grenze bei Aachen). Auch Busse und Mitfahrgelegenheiten sind ab Aachen möglich.
Zwischenstopps: Die Nähe zu Bahnstrecken entlang des Jakobswegs Dortmund–Aachen ist ein großer Vorteil. Viele Etappenorte wie Essen, Düsseldorf, Neuss, Jülich oder Eschweiler haben Bahnhöfe, sodass Sie Ihre An- oder Abreise flexibel gestalten können. Das ermöglicht es auch, bei Bedarf eine Etappe auszulassen oder abzukürzen, ohne die gesamte Pilgerreise aufgeben zu müssen.
Nützliche Links
- Packliste für den Dortmund – Aachen Jakobsweg – Checkliste für deine Ausrüstung
- GPS-Track Dortmund – Aachen Jakobsweg – GPS-Datei für unterwegs