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Durch die Pyrenäen auf dem aragonischen Weg
Auf dem 1000 Jahre alten Jakobsweg zu Fuß durch die wunderschöne Bergwelt der Pyrenäen.
Ein wunderbarer und beeindruckender Weg mitten durch die Pyrenäen. Der Camino führt von Somport entlang des Rio Aragones, durch mittelalterliche Dörfer, vorbei an bedeutenden Klöstern und Kulturdenkmäler. Der Weg mündet, nach 7 Tagen und 164 km, bei Puente la Reina in den Camino Frances.
Anreise über Spanien: Flug nach Madrid, von dort mit dem Zug über Zaragossa nach Jaca. Ebenso wäre ein Flug nach Pamplona möglich und von dort mit dem Bus nach Jaca.
Anreise über Frankreich: Flug nach Pau, mit dem Zug nach Oloron-Ste-Marie und weiter mit dem Bus zum Somportpass.
1.Tag: Somport nach Canfranc Pueblo
Wir sind mit dem Bus am Vormittag von Jaca auf die Passhöhe des Somport gefahren. Hier oben in 1.632m Höhe standen schon die alten Römer und blickten ins Tal hinunter. Er gilt als eines der ältesten Pyrenäenübergänge zwischen Frankreich und Spanien. Unglaublich hier oben zu stehen, ein Traum wird wahr! Welch herrliche Aussicht! Hier Beginnt der Camino Aragones, eine sehr gute Startalternative zu Saint Jean Pied de Port.
Wir wollen uns langsam an den Laufrhythmus gewöhnen und haben für den ersten Tag ca. 13Km eingeplant. Der Camino führt durch die ruhige und einsame Bergwelt. Vorbei an den Ruinen des uralten Pilger-Hospitals Santa Cristina, geht es stetig bergab.
Mitten in den Bergen steht eines der größten Bahnhöfe Europas, Canfranc Estacion, erbaut 1928. Heute als Endstation einer Regionalbahn bedeutungslos geworden. Hier trinken wir unseren ersten „cafe con leche“. Die Knie, Füße und Muskeln werden langsam müde, noch ein paar Kilometer und wir haben es geschafft.
Endlich kommen wir im Dorf Canfranc an. Wird so langsam Zeit, denn jetzt sind wir wirklich erschöpft und freuen uns nur noch auf eine Dusche, ein kurzes Essen und dann Schlafen. In der einfachen Pilgerherberge im “Berghütten-Stil” übernachten wir.
2.Tag: Canfranc – Jaca
Die nächste Etappe führt uns morgens aus dem Dorf hinaus und an der Kirche Trinidad vorbei. Über eine typische mittelalterliche Pilgerbrücke führt der Weg über felsige Pfade nach Villanua. Neben den gelben Pfeilen für den Jakobsweg sieht man auch immer wieder die rot/weisse Wegmarkierung des spanischen GR 65-3. Oder auch den neu markierten Weg “Santo Grial”, der für alle Tempelritter-Fans die ursprünglichen und romanischen Baudenkmäler verknüpft.
Gegen Abend kommen wir in Jaca an. Die mittelalterliche Stadt war Ursprung der Grafschaft Aragon. Die Kathedrale stammt aus dem 11.Jh. zur Pilgerherberge geht es gerade aus durch die Fussgängerzone. Wir beschließen heute in einem kleinen schnuckeligen Hotel zu übernachten, ebenfalls mitten im Zentrum. Abendessen echt zu empfehlen: Die Tapas-Bar “La Tasca de Ana” einfach lecker!
3. Tag: Jaca – San Juan de la Peña
Heute gilt es sehr früh aufzustehen, gut zu frühstücken und genügend Proviant mitzunehmen. Der Sonnenaufgang begleitet uns zur Stadt hinaus. Wir wollen die Nebenroute nach San Juan de la Peña laufen. Achtung: Einzige Möglichkeit zu übernachten ist das Hotel im neuen Kloster.
Der Aufstieg über die erste “Bergkette” ist ein Geduldsspiel und prompt verlaufen wir uns. Dennoch unbedingt empfehlenswert. ein großartiges Naturerlebnis. Üppige Vegetation, Eichen und Pinienwälder sowie unzählige Schmetterlinge in der Luft.
Der Weg erfordert viel Zeit und auch körperliche Fitness. In Atares konnten wir am Dorfplatz unsere Wasserflaschen auffüllen und eine kleine Siesta halten. Die letzten Kilometer waren wieder ein Geduldsspiel für unsere zu ende gehenden Kräfte.
Traumhafte Aussichten auf die Pyrenäen entschädigen uns für die Strapazen. Endlich im neuen Kloster angekommen, haben wir uns im Hotel „Hospedería San Juan de la Peña“ einquartiert und sind zum Abendessen gegangen.
4.Tag: San Juan de la Peña – Arrés
Eines der schönsten Tagesetappen. Morgens früh aufstehen und beim “Balkon de los Pirineos” den Sonnenaufgang fotografieren war wirklich etwas ganz besonderes für mich. Ein Verschmelzen mit der Natur und majestätischen Aussicht, ganz alleine. Nach dem Frühstück gleich das nächste Highlight:
Monasterio de San Juan de la Pena. In spektakulärer Lage unter einem Felsvorsprung war es im frühen Mittelalter der Ort, an dem der heilige Gral versteckt wurde. (sagt man). Ein sehenswerter Kreuzgang vervollständigt die Atmosphäre dieses wunderbaren Ortes.
Der anschließende Abstieg über Santa Cruz de la Serós nach Santa Cilia de Jaca ist ein langwieriges Wegstück. Dennoch völlig faszinierend. Hier haben wir eine Pause gemacht. Der Weg führt danach teilweise direkt am blaugrünen Rio Aragones entlang.
Das letzte Wegstück zieht sich in endlosen Kurven den Hang hinauf bis zum sehenswerten mittelalterlichen Dorf Arrés. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Wir sind erschöpft und froh, endlich die Herberge zu sehen. Schon von weitem wird uns ein freundliches “Hola Peregrinos” zugerufen. Meine Lieblingsherberge auf dem Camino Aragones. Abends noch unbedingt den Sonnenuntergang bewundern, die Aussicht lohnt sich.
5. Tag
Noch einmal ein Tag durch unendlose Landschaften. Morgens nach dem gemeinsamen Frühstück sind wir mit den anderen Pilgern zeitig losgelaufen. Unbedingt genügend Wasser mitnehmen, es gibt wenig Möglichkeiten auf dem ca. 27 Km langen Weg unterwegs nachzufüllen. Wem diese Etappe zu weit ist, der kann auch in Artieda in der Pilgerherberge übernachten.
Der Weg führt durch das Kernland vom einstigen Königreich Aragonien. Weite Weizenfelder kennzeichnen das Bild.
In Artieda machen wir eine großzügige Mittagspause und Essen vernünftig im Restaurant der Albergue de Artieda bevor wir weiter nach Ruesta laufen. Ruesta ist ein eigentümlicher Ort, der nach dem Bau des Staudamms verlassen wurde. Einst war Rueda im Mittelalter eine wichtige Festung an der Grenze zu Navarra. Heute ist dort noch eine Pilgerherberge in Betrieb und die einzige Möglichkeit zu übernachten.
6. Tag
Von Ruesta geht der Pilgerweg zunächst die Anhöhe hinauf bevor der Camino stetig bergab nach Undues führt. Eine landschaftlich ebenfalls sehr schöne Strecke, mit weiten Blicken auf die Berg und Hügellandschaft. Wieder empfiehlt es sich einen ausreichenden Wasservorrat mitzunehmen.
Sangüesa ist eine mittelalterliche Stadt die im 12.Jh schnell eine sehr bedeutende Stadt für das Königreich Navarra wurde. Normalerweise würde man hier in der Pilgerherberge übernachten um am nächsten morgen den Weg weiter nach Izco und Monreal zu gehen. Wir entschließen uns eine andere Route zu nehmen. Wir wollen unbedingt zum Monasterio San Salvado de Leyre und am nächsten Morgen durch das Naturschutzgebiet Foz de Lumbier nach Izco und Monreal.
Das Monasterio de Leyre ist wirklich einmalig, dieser Abstecher lohnt sich! Wir haben die Abendmesse der Mönche besucht und auch morgens ihren Gregorianischen Gesängen gelauscht. Wir haben hier einen zusätzlichen Pause-Tag eingelegt um das Ambiente zu genießen.
Vom Kloster gibt es eine einmalige Aussicht auf den Stausee und die gegenüber liegende Hügel. Das Abendessen war sehr gut. Wir haben auch eine gute Flasche Rotwein getrunken und im Hotel „Hospedería de Leyre“ übernachtet.
7. Tag
Der heutige Tag führt durch das fantastische Naturschutzgebiet Foz de Lombier. Zunächst läuft man durch das Tunnel einer ehemaligen Eisenbahnstrecke. Wenn sich die Augen an die Helligkeit nach dem Tunnel gewöhnt haben, kommt es einem so vor, als wäre man in einer anderen Welt gelandet.
Unterhalb hört man das Rauschen des Flusses, an dessen Ufer wir eine Pause gemacht haben. Hier kann man unzählige Greifvögel aus nächster Nähe beobachten, wie sie in den Felsen nisten und ihre Kreise im Tal ziehen. Ein wirkliches Naturschauspiel der besonderen Art.
Am anderen Ende der Schlucht führt ein weiterer Tunnel wieder zurück in die weite Landschaft und bei Isco zurück zum Hauptweg aus Sangüesa kommend. Hier kann man auch in der unscheinbaren Herberge übernachten, wenn die Tagestour zu lang wird. Ansonsten gehen die letzten Kilometer bis Monreal wieder durch einsame Landschaften. Auf der linken Seite wird bald der Hausberg von Monreal sichtbar, bis nach einer weiteren Stunde Gehzeit endlich die ersten Häuser auftauchen. Erschöpft aber glücklich übernachten wir in der einfachen und sauberen Pilgerherberge.
8. Tag
Der letzte Tag beginnt wieder mit frühem Aufstehen. Eine lange Wegstrecke liegt vor uns. Zwar ohne großen Höhenunterschiede jedoch mit 30 Km durchaus eine Herausforderung. Sehr schöne Aussichten und kleine Dörfer bis Tiebas, wo wir eine gute Pause einlegen konnten.
Im Dorf Eneriz haben wir nochmal eine Siesta eingelegt bevor wir in Eunate eines der für mich wirklich sehenswertesten Kirchen bewundern konnten.
Mitten im Feld steht die achteckige “Templerkirche” Santa Maria de Eunate. Die letzten Kilometer führen nach Puente la Reina, wo wir in einem schönen Hotel übernachteten, bevor wir am nächsten Tag unsere Heimreise antraten.
Fazit:
Der Camino Aragones ist noch eines der ursprünglichsten Jakobswege und Somport für mich eine sehr gute Alternative als Startpunkt. Der Weg hat mit seiner bescheidenen aber ausreichenden Infrastruktur noch vieles von den ursprünglichen Empfindungen meines ersten Jakobsweges vor 25 Jahren bewahren können.
Auf der tollen Webseite jakobsweg-lebensweg.de von Peter Kirchmann, der diesen Artikel geschrieben hat, gibt es noch mehr Details zum Weg.