Dies ist unsere Sammlung von Fotos, Geschichten und wirren Dingen, die Pilger auf ihrer Reise mitgenommen haben. Oftmals sind das sperrige und auf den ersten Blick widersinnig erscheinende Dinge. Darum nennen wir diese Liste augenzwinkerndunsere Anti-Packliste.
Wenn du auch eine kleine Geschichte kennst (und im besten Fall sogar ein Foto davon hast), so sende es mir gerne an peter@jakobsweg.de, und wir stellen es hier dazu. So können sich alle Pilger an deiner Geschichte erfreuen ;)
Inhalte
Die 1000-Kilometer-Rosinen
Als ich 2016 den Camino Frances gelaufen bin, habe ich fast 1.000 km lang eine ungeöffnete Packung Rosinen getragen. Ich hatte sie mir als Notration bzw. Snack eingepackt und erst am vorletzten Tag, an welchem ich mit dem Taxi nach Santiago gefahren bin, gegessen. Damit es nicht ganz umsonst war. ;)
Also habe ich fast 1.000 km 200g zu viel getragen.
Das Foto habe ich als Andenken gemacht, bevor ich die Rosinen am Meer gegessen habe.
Marie
Der Flachmann
Ich habe damals, 2017, auf den Camino Portugues aufs Anraten von dem Vater meines besten Freundes einen Flachmann mitgenommen, den er mir selber ausgeliehen hat, und diesen mit Tatransky caj befüllt, was ein ziemlich hochprozentiges Alkoholgetränk aus der Slowakei ist…
Mein Rucksack war sehr schwer, weil ich zu viele unnötige Sachen mithatte, sodass wir in Redondella dann zusammen mit Alfonso aus Spanien und Andrea aus Italien den Inhalt ausgetrunken haben und in bester Laune zur Post gegangen sind, um ein Paket zu mir nach Hause zu schicken.
Wir haben gelacht wie die Verrückten und der Postangestellte hat uns sehr kritisch angeschaut, was uns aber nicht gestört hat :-)
Katerina
Didgeridoo
Den jungen Engländer habe ich 2013 getroffen. Wir sind lange in dieser Kirche
zusammen gewesen, er beherrschte sein Didgeridoo einmalig, das er auf dem gesamten Jakobsweg bei sich trug.
Horst
Hans-Jürgen
Ich möchte euch meinen kuscheligen Begleiter Hans-Jürgen vorstellen.
Hans-Jürgen begleitet mich/uns auf sämtliche Touren und sein Highlight war 2019 der Camino Portugues.
Obwohl er ganz viel auf meinem Rucksack geschlafen hat, war er doch in den wichtigsten Momenten hellwach. Auch in den traurigen Situationen hatte er immer ein offnes Ohr für mich. Hans-Jürgen ist, nach meinem Mann, der beste Typ in meinem Leben.
Mit freundlichen Grüßen
Sabine Jahrisch
Flipflops
Peter Chris Bürger traf 2016 auf seinem Camino einen brasilianischen Studenten, der keine anderen Schuhe als seine Flipflops hatte, und der darin tatsächlich den gesamten Camino ging….
Alphorn
Bin 2014, 2015, 2018 jeweils von Burgos und 2020 von Astorga nach Santiago gepilgert, und ich hatte immer mein Baby “Alphorn” dabei.
Das waren dann mit dem Proviant doch ganze 22 kg 😁
Habe immer in oder nach der Messe am jeweiligen Ort gespielt, und durfte dann letztlich auch jedesmal in der Kathedrale in Santiago spielen.
Ralf
Immer irgendetwas
Da ich den Jakobsweg von zu Hause startend über Jahre verteilt laufe, habe ich mir angewöhnt, am Ende der jeweils letzten Etappe der Pilgerabschnittes irgendetwas mitzunehmen. Etwas, das ich wirklich auf den letzten Metern dieser Pilgerreise finde. Das kann ein Stein, ein Tannenzapfen, ein kleines Stück Ast oder ein paar Kastanien sein.
Dieses Mitbringsel lege ich mir dann zu Hause auf den Schreibtisch als Erinnerung an meine Sehnsucht, wieder auf den Camino zu gehen.
Und wenn es dann ein oder zwei Jahre später soweit ist, nehme ich dieses Erinnerungsstück wieder mit bis zum Endpunkt der letzte Pilgertour, die dann zum Start für die neue Pilgerstrecke wird. Fast schon ehrfürchtig gebe ich symbolisch dem Weg seins, d.h. den Gegenstand wieder zurück. Voller Dankbarkeit, dass dieser Gegenstand die tiefe Sehnsucht nach dem Camino in meinem hektischen Alltag wachgehalten hat.
Hartmut
Kaffeekocher
Mich begleitet Pablo, meine Cafetera. Pablo ist mein Mokakocher, der mich – an meinem Rucksack baumelnd – auf meinen Wegen begleitet.
Eigentlich heißt Pablo Paul, aber da ihm Spanien genauso gut gefällt wie mir, nennt er sich lieber Pablo. Er hat sogar einen eigenen Instagram-Account “pablo_on_tour_since2019“.
Es ist zwar einiges an Mehrgewicht, Pablo und den dazugehörigen Kocher, das Gas und den Kaffee inkl. Tassen mitzuschleppen, aber abgesehen von dem Luxus, an den tollsten Plätzen am Camino völlig unabhängig und frei einen frischen Kaffee genießen zu können, ist ein Kaffeekocher auch ein hervorragender Gesprächsöffner.
Gut, dass ich immer eine zusätzliche Tasse für neue Bekanntschaften bei mir trage :-) Inspiriert hat mich dazu ein wunderbarer Australier, der, als ich ihn traf, auch einen Kaffeekocher bei sich trug und der seinen Kaffee an den wundersamsten Orten – zum Beispiel auf einem Kirchturm – mit mir geteilt hat. Das hat mir so gut gefallen, dass ich seither auch auf meinen Caminos und sonstigen Wanderungen Pablo, die Cafetera, bei mir habe.
Christine
Reiskocher
Das war ein REISKOCHER!!!! Ich bin vor Lachen fast vom Stuhl gefallen, als der chinesische Geschäftsmann, den ich vorher immer wieder getroffen habe, seinen Reiskocher ausgepackt hat.
Gleichentags in der selben Herberge, habe ich festgestellt, dass er dafür keinen Schlafsack hatte. Was für mich also das kleinste bisschen Privatsphäre und “Zuhause” mit sich brachte, das brachte ihm sein Reiskocher. Er hat sich nachts notdürftig mit seiner Jacke zugedeckt.
Die Geschichte ging mir sehr nah!!
Martina
Das 1000-Kilometer-Tagebuch
Bevor ich 2017 zum ersten Mal auf dem Jakobsweg in Spanien unterwegs war, hat mir meine beste Freundin, ein Reisetagebuch geschenkt. Ich fand das eine tolle Idee und nahm das natürlich mit.
Leider kam meine Rucksack erst 3 Tage später als ich an. In dieser Zeit gab es natürlich schon sehr viel zu berichten, dies habe ich dann auf meinem Handy festgehalten.
Irgendwie habe ich die ganzen 14 Tage die Kurve nicht mehr bekommen und habe weiterhin alle meine Gedanken und Geschichten auf dem Handy festgehalten. Konnte mich aber von dem Geschenk auch nicht trennen.
Somit habe ich es dann ohne ein Wort einzutragen wieder mit nach Hause genommen. Schätzungsweise 180g für die Freundschaft getragen :)
Gabi
Hund
Diese junge Pilgern habe ich 2016 auf dem Jakobsweg getroffen, sie kam aus Korea… mit diesem kleinen Hund.
Horst
Seifenblasen
Ich bin den Camino Frances zusammen mit meinem Sohn 2019 gepilgert. Ich war in einer schwierigen Lebenssituation und hoffte etwas Leichtigkeit in unseren Weg zu bringen. Und ich wollte Freude für andere Pilger verbreiten. Jeder mag Seifenblasen und es war so einfach. Manchmal sind es die kleinen Dinge im Leben, die glücklich machen.
Margit
Reisefön
Bereits seit meinem ersten Jakobsweg habe ich immer einen Reiseföhn dabei.
Ich bin oft in Rand-Monaten unterwegs – zwischen Februar und Oktober – wenn es abends oft noch oder schon wieder kühl wird. Mit nassen Haaren friere ich dann leicht.
Oft werde ich ausgelacht für dieses Utensil, aber ich sage dann immer, jeder hat sein eigenes persönliches Stückchen Luxus dabei und für mich ist das eben mein Föhn.
Im Mai 2008 hat es tagelang geregnet. Damals hatte ich die kleine Genugtuung, dass mich diejenigen, die mich tags zuvor dafür ausgelacht hatten, ganz kleinlaut gebeten haben meinen Föhn auch einmal benutzen zu dürfen, weil man damit wunderbar völlig durchgeweichte Socken und Schuhe trocken bekam!
In 2015 hatte ich einmal den Föhn nicht dabei. Ich wollte auf diesem Weg mein Mini Tablet dabei haben und habe zum Gewichtsausgleich den Föhn zu Hause gelassen. Meine erste Aussage wieder daheim war: “die FöhnApp war Scheiße! Nächstes Jahr ist wieder das Original dabei.”
Birgit
Bügeleisen & mehr
Die berühmte Wandmalerei in Cardenuela de Riopico (Camino Frances vor Burgos), auf der das überflüssige Gepäck verewigt wurde.
Foto von Bernhard
Jagdhorn
Als ich 2018 auf dem Rückweg war, habe ich in Foncebadon einen Franzosen getroffen, der ein Jagdhorn dabei hatte und mich bat, ihn mit seiner Kamera zu fotografieren, was ich natürlich getan habe.
Allerdings habe ich selbst kein eigenes Foto von diesem guten Man mit seinem Jagdhorn gemacht, weswegen ich mich anschließend bis hin nach Astorga gefragt habe, ob ich nicht vielleicht halluziniert hätte. Soll ja vorkommen in höher-liegenden Regionen mit Sauerstoffmangel. :-) Wenn das Cruz de Ferra oder Foncebadon dafür nicht hoch genug sind, könnte es ja eventuell vielleicht auch am Wassermangel gelegen haben. Schließlich war es August und hochsommerlich heiß. :-))
Allerdings, kurz vor Astorga traf ich dann einen Belgier, der ebenfalls auf dem Rückweg war, und mir bestätigte, den besagten Franzosen mit dem Jagdhorn ebenfalls getroffen zu haben.
Also wohl doch keine Halluzination – auf meine etwas perplexe Frage : “Wozu braucht man ein Jagdhorn auf dem Jakobsweg ?” hatte der Franzose übrigens geantwortet : “Um den Pilgern in den Albergen etwas vorzuspielen !”
Viele Grüße, ultreia und buen camino!
Céleste
Spätzle-Presse
Gemeinsam wurden 2018 auf dem Caminho Portugues abends frische Spätzle gemacht und gegessen.
Anfangs dachte ich noch, es sei ein Gerücht, dass tatsächlich jemand so ein Ding im Rucksack hat. Bis ich diesen Pilger tatsächlich traf.
Eine tolle Idee dieses Schwaben. So schafft er schöne Erinnerungen. So etwas verbindet 🙂
Ramona Bücker
Eine Urne
Ein Amerikaner, den ich unterwegs getroffen habe, hat die Urne seines Vater den ganzen Camino Frances getragen.
Alex
Pissoir
Der Mann, der ein Pissoir als Kunstobjekt hinter sich her zog, von Saint-Jean-Pied-de-Port bis Santiago de Compostela.
Philipp
Noch ein Pissoir
Ich war 2017 in Galicien unterwegs und da fand ich zuerst diesen Hinweis und kurz drauf das WC.
Niemand weiß, wie es dorthin gelangt ist. Und ein Zusammenhang mit dem obigen Pissoir scheint nicht zu bestehen.
Dieter
Vogelkäfig
Ein Vogel mit Käfig. Die alte Frau hatte niemanden, der auf ihren Vogel aufpassen konnte zuhause. Die Frau kam glaub ich aus Korea und hat sich ein Lebenstraum erfüllt. War 2014 im Juni. Vielleicht hat irgendjemand ja noch ein Bild von der Dame.
Jelena
Suchtstein
Im Jahr 2018 bin ich den Weg gepilgert, um nach 20 Jahren vom Crystal runter zu kommen und zu entgiften. Das war mein Suchtstein, und ich habe ihn bis nach Finisterre getragen und dort abgelegt.
E.H.
Rollerskates
“Ein junger Mann aus Deutschland, bergab ist er immer gefahren, bin mit ihm 2014 im Juni in Santiago angekommen…” (Anna Wegner)
“Der hat im Mai 2014 in einer Herberge neben mir geschlafen, ein fröhlicher junger Mann. Bin damals von Karlsruhe nach Santiago gelaufen kurz vor Santiago habe ich den Burschen getroffen. Als ich morgens eine abfallende Straße ging, hat er mich mit seinen Rollerskates überholt, beim Vorbeifahren hat er mir auf die Schulter geklopft und gerufen wir sehen uns wieder.” (Paul Vogt)
Jonglierkeulen
Das war in Sobrato. Wir haben uns auf dem Weg immer wieder getroffen und jedesmal jonglierte er. Ich glaube er war Italiener.
Cordula
Dudelsack
Auf dem Camino Frances habe ich 2016 einen Mann getroffen, der einen Dudelsack dabei hatte. In den Pausen hat er immer darauf gespielt. Alle Pilger haben sich darüber gefreut. Nur seiner mitpilgernden Frau war es sehr peinlich. :-)
Raphaela