Lahn-Camino Pilgerbericht

Jakob Engel ist 2020 seinen Jakobsweg in 45 Wandertagen von Görlitz bis Trier gelaufen. Auf seinem 1010 km langen Weg ist er bei hochsommerlichen Temperaturen im August in Görlitz losgelaufen und im Herbst und bei Regen am 2. Oktober in Trier angekommen, und er ist dabei vier offizielle deutsche Jakobswege hintereinander gepilgert. Wir haben seinen Pilgerbericht daher auch in diese vier Artikel aufgeteilt:

Teil 1: Via Regia
Teil 2: Elisabethpfad
Teil 3: Lahn Camino (diesen Teil liest du gerade)
Teil 4: Mosel Camino.


Teil 3

Lahn Camino – von Marburg nach Lahnstein

Nach Marburg bin ich weiter durch eine sehr schöne Mittelgebirgslandschaft gelaufen. Auf dem ersten Abschnitt bis Wetzlar war der Lahnwanderweg mein Zuhause. Dieser Weg ist wie der Jakobsweg bis Marburg sehr gut ausgeschildert. Nach zwei Übernachtungen und drei Wandertagen war ich dann auf dem eigentlichen Lahn Camino.

Burg Gleiberg
Von der Burg Gleiberg

Ab dem Lahn Camino gab es weniger Pensionen, so dass ich öfter auf Hotels, oder ein paar Mal auch auf Ferienwohnungen ausgewichen bin. Auch hier habe ich meinen Rhythmus beibehalten und habe meine Unterkünfte immer ca. eine Woche im Voraus gebucht.

Als ich mich auf meinen Jakobsweg vorbereitet habe, habe ich in vielen Pilgerberichten gelesen, dass man sich am dritten Tag an den Rucksack und das Gewicht gewöhnt hat und nach einer Zeit vermisst man ihn sogar, wenn man abends ohne ihn unterwegs ist.

Für mich war mein Rucksack vom ersten Tag an ein guter Begleiter und er hat mich nicht gestört und nicht gedrückt. Eins kann ich für mich allerdings nicht bestätigen, ich habe ihn nie vermisst, wenn ich ihn am Ende meiner Tagesetappe abgesetzt habe! Ich habe es immer genossen abends ohne Rucksack unterwegs zu sein. Das gleiche galt für meine Wanderschuhe. Ich habe sehr, sehr gute Wanderschuhe, so dass ich keine einzige Blase auf dem gesamten Weg hatte. Das war ein wirklicher Segen für mich. Auch bei den Schuhen war ich froh, wenn ich sie abends ausgezogen habe und meine leichten Turnschuhe anziehen konnte, um mir etwas zu Essen zu organisieren, oder mir die Stadt anzugucken. Nach meinem Jakobsweg und vielen andren Wanderungen in diesem Jahr, habe ich meine Wanderschuhe neu besohlen lassen. So können mich meine Schuhe noch lange weiter begleiten.

Für die, die es interessiert, ich hatte mir für den Weg einen Rucksack von Osprey besorgt, meine Wanderschuhe, die ich schon vorher hatte, sind von Hanwag. Als Wandersocken hatte ich Falke Socken. Ich hatte auch die doppellagigen Jakobsweg Socken ausprobiert, die waren mir am Knöcheln allerdings viel zu eng, so dass sie eingeschnitten haben, was nach kurzer Zeit, besonders bei heißen Temperaturen sehr unangenehm war.

Die Lahn

Von allen vier Jakobswegen war die Beschilderung auf dem Lahn Camino am wenigsten ausgeprägt. An manchen Stellen war ich froh, dass ich mir die GPS-Daten auf mein Handy geladen hatte. So wusste ich immer genau, wo ich bin und wo ich weiterlaufen musste.

Landschaftlich war der Weg an der Lahn auch wieder wunderschön! An einige Tagen kam der Hochsommer zurück. Hier konnte ich die Temperaturen intensiver genießen, da es viel Schatten gab. Das hat das Wandern sehr viel einfacher gemacht und meine Last auf dem Rücken geringer, da ich nicht mehr so viel Wasser, wie am Anfang mit mir tragen musste.

Der Weg an der Lahn ist wieder wunderschöner, mit tollen Ausblicken an den Steilufern und Tälern und mit schönen Wäldern und Feldern. Von den meisten Orte entlang des Weges hatte ich vorher noch nichts gehört. So konnte ich einen neuen und sehr schönen Teil Deutschlands neu für mich entdecken.

Am beeindrucktesten auf dieser Strecke war für mich der Limburger Dom. Den Dom kannte ich bis dahin nur vom Vorbeifahren auf der Autobahn, er ist von der A3 aus zu sehen, und natürlich aus den Nachrichten. Mein Weg nach Limburg führte mich unter der A3 entlang, und mein erster Blick auf den Dom war durch die Pfeiler der Autobahnbrücke.

Der Limburger Dom hinter der Autobahn
Der Limburger Dom
Limburger Dom – Innenansicht
Jugendherberge Dietz

Von hier ging es weiter nach Dietz, wo ich auf der Burg in der Jugendherberge übernachtet habe. Diese Nacht stellte sich im Nachhinein als die teuerste meines Weges heraus. Ich hatte keinen Jugendherbergsausweis und habe mir einen Halbjahresausweis gekauft, da ich gerne auf der Burg übernachten wollte. Leider war mir nicht bewusst, dass ich damit ein Abo unterschreibe und so musste ich dann zuhause feststellen, dass ich auch für 2021 noch die Mitgliedsgebühr zahlen muss. Schade! Es lohnt sich aber nicht darüber zu ärgern, denn ich hatte eine angenehme Nacht in den historischen Gemäuern.

In Bad Ems bin ich wieder auf deutsche Geschichte gestoßen. Von hier ging die sogenannte Emser Depesche von König Wilhelm von Preußen (dem späteren Kaiser Wilhelm I) an Otto von Bismarck, die mit ein Auslöser des deutsch-französischen Krieges von 1870/71 war.

Bad Ems
Feuersalamander im Schweizer Tal hinter Bad Ems

Auf meinem Lahn Camino habe ich gemerkt, wie sich meine Wahrnehmung von Luxus komplett geändert hat. Ich habe zwischendurch immer mit der Hand gewaschen und einmal die Woche habe ich eine Waschmaschine nutzen können. Es macht schon einen riesigen Unterschied Klamotten in der Maschine waschen zu können. Als ich in einer Unterkunft am Ende des Lahn Caminos meine Wäsche aus der Waschmaschine genommen habe, habe ich den Geruch frisch gewaschener Wäsche intensiv wahrgenommen und gedacht: Was für ein Luxus, frisch gewaschene Wäsche! Darüber habe ich Zuhause nie nachgedacht.
Außerdem habe ich erlebt, dass ich ich ohne Probleme mit sehr wenig Dingen auskommen. Mein Rucksack wog ohne Wasser 7,8 kg und ich habe nichts vermisst.

Der Lahn Camino endet dort, wo die Lahn in den Rhein mündet, gegenüber des Schlosses Stolzenfels, wo der Mosel Camino beginnt.

Schloss Stolzenfels am Rhein, gegenüber der Lahnmündung

Fazit des Lahn Caminos:
Luxus sind die kleinen Dinge und ich brauche nicht viel.

Meine Stationen auf dem Lahn Camino:

  • Fronhausen
  • Krofdorf-Gleiberg
  • Wetzlar
  • Weilburg
  • Villmar
  • Diez
  • Obernhof
  • Bad Ems
  • Lahnstein

Weiter zu Teil 4: Mosel-Camino

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